Überblick
Status Quo
Kaum ein anderer Bereich der angewandten Wissenschaft und Technologie hat unsere Welt so sehr beeinflusst wie die Entwicklung und Nutzung von Satelliten. Sie haben die heutige Art und Weise, wie wir leben und kommunizieren, ermöglicht (Telefon, Datenübertragung, Unterhaltungskunst und -kultur), sie sind für die Nahrungsmittelproduktion unverzichtbar (Wettervorhersage, Beobachtung des Pflanzenwachstums und Erntevorhersage usw.), sie werden für die Nutzung und Vorhersage von Wasserressourcen immer wichtiger, sie gewährleisten den weltweiten Transport von Menschen und Gütern (GPS, WAAS usw.), und sie sind nach wie vor eine der treibenden Kräfte bei der Entwicklung neuer Materialien, neuer Technologien und neuer Konzepte.
Die (nahe) Zukunft
Der Umfang der Nutzung von Satellitentechnologie in der Umlaufbahn (und der von ihr erzeugten Daten) wird in naher Zukunft dramatisch zunehmen. Anwendungen, die sich heute noch niemand vorstellen kann, werden zum Standard werden, und die Welt wird ein zunehmend datenvernetzter Ort sein. Der Weltraum wird DER treibende Faktor werden für die Entwicklung von Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz, Digitalisierung (effiziente Verarbeitung und Nutzung großer Datenmengen) und sichere Quantenkommunikation, Internet der Dinge (IoT) und viele andere. Diese Technologien werden sehr oft zunächst für den Einsatz im Weltraum entwickelt/erfunden, werden dann aber auch in vielen anderen Industrien und Sektoren eingeführt und beeinflussen unser tägliches Leben.
Chancen
In der Vergangenheit war es nur einigen wenigen Ländern möglich, sich an den Bemühungen um eine ganzheitliche Erforschung des Weltraums zu beteiligen, da dies enorme finanzielle Mittel, Arbeitskräfte und eine hochspezialisierte Infrastruktur erforderte. Dies hat sich jedoch im letzten Jahrzehnt geändert, da die Raumfahrtindustrie in dieser Zeit zwei radikale Veränderungen erfahren hat:
- Einzelne Großsatelliten werden durch Konstellationen von viel kleineren Satelliten ersetzt. Das Missionsrisiko wird daher auf eine größere Anzahl von Satelliten verteilt, wodurch das Gesamtrisiko der Mission sinkt. Außerdem ist die Entwicklung und der Bau einer größeren Anzahl von Satelliten im Vergleich zu einem einzigen großen Satelliten wesentlich wirtschaftlicher.
- Anstelle einer kleinen Anzahl großer Länder (USA, Russland, Frankreich usw.) oder großer Unternehmen (z. B. die europäischen Hauptauftragnehmer: OHB, Airbus, Thales Alenia) ist eine stetig wachsende Zahl kleiner und mittlerer Unternehmen weltweit am Bau dieser Konstellationen beteiligt.
Die Herausforderung
Die wirtschaftlichen Gewinner dieser Entwicklung sind diejenigen Länder und Akteure, die frühzeitig damit begonnen haben, Know-how in der Satellitentechnologie aufzubauen und zu nutzen, denn nur sie sind in der Lage, die neuen Technologien eigenständig zu entwickeln und zu testen. Österreich hat viele einzigartige Kompetenzpunkte im Bereich Kleinsatelliten (auch Nano- und Mikrosatelliten genannt), verteilt auf verschiedene Unternehmen und F&E-Einrichtungen. Um im Bereich der Kleinsatelliten mitspielen zu können, muss Österreich diese Punkte vernetzen, Schwachstellen identifizieren und verbessern und bereits bestehende Punkte stärken. Dies ist das Ziel des Projektes „Small Satellite Research Network“, (SSRN)
Das Projekt
Eine beträchtliche Anzahl österreichischer Unternehmen und F&E-Einrichtungen verfügt über einschlägiges Know-how und Expertise im Bereich der Raumfahrttechnologie im Allgemeinen und der Kleinsatelliten im Besonderen. Abgesehen von einigen begrenzten Kooperationen zwischen diesen Akteuren haben die meisten von ihnen ihr Know-how und ihre Einrichtungen jedoch nicht gebündelt. Um den Anschluss an die aktuellen Entwicklungen nicht zu verpassen und im Bereich der Kleinsatelliten eine ernstzunehmende Größe zu werden, muss dieses punktuelle Fachwissen gebündelt, Schwachstellen identifiziert und vorhandene Kompetenzen gestärkt werden. Unter der Leitung der Fachhochschule Wiener Neustadt hat sich ein Team bestehend aus FOTEC, Seibersdorf Laboratories und R-Space dieser Aufgabe gewidmet. In den nächsten drei Jahren wird das Konsortium eine umfassende Informationsdatenbank über die in Österreich vorhandenen Kompetenzen und Einrichtungen aufbauen und ein spezielles österreichisches Netzwerk von Schlüsselakteuren auf dem Gebiet der Kleinsatelliten schaffen. Das übergeordnete Ziel ist es, die relevanten Industrie-, Forschungs- und Hochschuleinrichtungen auf die zukünftigen Herausforderungen und Möglichkeiten im Bereich der Nanosatelliten vorzubereiten.